Gibt einmal folgende Schlüsselwörter (sog. «Keywords») in Google oder Youtube ein, und du wirst zu jedem Nahrungsmittel dutzende Artikel bzw. Videos finden:
Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Mit Sicherheit findest du noch deutlich mehr Nahrungsmitteln, von denen eine blutzuckersenkende Wirkung nachgesagt wird.
Viele Informationen stammen sogar von Ärzten und anderen, «seriösen Quellen». In einem Video auf Youtube verweist ein Arzt sogar auf Studien, die den positiven Effekt angeblich «beweisen».
Bei solch geballter Kompetenz und Information muss ja wohl etwas dran sein, oder doch nicht? Ich gehe dieser Frage in diesem Artikel genauer nach.
Zuerst einmal muss man sagen, dass viele dieser «blutzuckersenkenden» Nahrungsmittel grundsätzlich als gesund gelten und insbesondere für Diabetiker empfohlen werden können. Denn oft habe sie auch einen nachweislich positiven Effekt auf den Cholesterinspiegel, auf den Blutdruck, usw. In den meisten Fällen kannst du dich als Diabetiker:in also bedenkenlos an solche Tipps halten. Nur senken sie wirklich den Blutzucker?
Wer meinen Online Video-Kurs «Einführung AGP interpretieren» gekauft hat, weiss, dass es genau vier «Störfaktoren» gibt, welche den Blutzucker positiv, verzögernd oder negativ beeinflussen können. Leider gehören Nahrungsmitteln nicht zur Kategorie der blutzuckersenkenden Faktoren. Warum wird dies trotzdem hundertfach behauptet, auch von Ärzten?
Zuerst einmal verwechseln bewusst oder unbewusst viele Leute die verzögernde Wirkung mit der senkenden Wirkung. Ein gutes Beispiel hierfür ist das bereits erwähnte Video. Wer meine Blogartikel regelmässig liest, weiss, dass grundsätzlich ballaststoffhaltige oder fettreiche Nahrungsmittel die Zuckeraufnahme verlangsamen. Übrigens hat auch der Glyxwert eines kohlenhydrathaltigen Nahrungsmittels einen Einfluss auf die Geschwindigkeit des Blutzuckeranstiegs. Das im Video erwähnte Olivenöl aber auch das Blattgemüse sind nur zwei von dutzenden von Beispielen. Aber: Sie senken den Blutzucker nicht! Auch die Aussage, dass damit ein hoher Blutzuckerspiegel vermieden werden kann, wie der Arzt behauptet, ist so schlichtweg falsch. Es geht einfach langsamer, aber schliesslich steigt der Blutzucker auf dasselbe Niveau an. Vielleicht vereinfacht dieser Fachmann das Ganze zu sehr. Denn wenn eine Diabetiker:in Insulin spritzt, dann hat das Insulin mehr Zeit, zu wirken und somit können Blutzuckerspitzen eher vermieden werden.
Was ist aber mit den Nahrungsmitteln wie Zimt, wo es angeblich Studien gibt, welche den positiven Effekt beweisen? In dem vorher erwähnten Video verweist der Arzt auf solche Studien. Aber auch hier eine Enttäuschung. Sämtliche Studien und nicht nur zu Zimt, kommen entweder zum Schluss, dass kein positiver Effekt nachgewiesen werden konnte oder zu sehr widersprüchlichen Ergebnissen. Die Widersprüche haben mit dem Design der Studien zu tun. Zum Beispiel war die Testmenge schlichtweg zu klein oder es gab andere Einflussfaktoren, welche die Ergebnisse verfälschten.
Kurz: Es gibt weltweit keine einzige Studie, welche einen eindeutigen und messbaren blutzuckersenden Effekt eines Nahrungsmittels nachweisen konnte!
Aber selbst wenn sie einen solchen Effekt hätten, dann müsstest du jeden Tag kiloweise dieser Nahrungsmittel essen, damit du den Effekt überhaupt spürst.
Ich persönlich habe es ebenfalls mit einer einjährigen Zimtkur zu Beginn meiner «Diabeteskarriere» probiert, wo ich noch kein Insulin gespritzt habe. Auch bei mir war der blutzuckersenkende Effekt gleich Null.
Schlussfolgerung
Insbesondere für Diabetiker:innen ist es sicher nicht falsch, vermehrt Nahrungsmittel wie Fisch oder Olivenöl zu konsumieren bzw. zu gebrauchen, da diese grundsätzlich eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben. Alle Nahrungsmittel, welche eine verzögernde Wirkung auf den Blutzucker haben, können bei einer Insulintherapie Blutzuckerspitzen vermeiden helfen. Aber gewisse Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, mit der Hoffnung, dass der Blutzucker gesenkt wird, ist nicht nur sinnlos, sondern kann dann gefährlich sein, wenn deshalb auf eine Medikation oder eine Insulintherapie verzichtet wird. Denn jeder Tag mit einer schlechten Blutzuckereinstellung erhöht die Gefahr von Folgeerkrankungen!
Wie senke ich den Blutzucker denn nun, wenn nicht mit Nahrungsmitteln?
Dein Ziel muss es sein, zum einen deinen Blutzucker im sog. Normbereich zu halten und zum anderen deinen HbA1c-Wert unter 6 mmol zu bringen. Tust du das nicht, drohen dir Folgen wie diabetischen Augen-, Nieren- und Nervensystem- sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bereits über 30% der Diabetiker im deutschsprachigen Raum sind davon betroffen! Nur mit Hausmitteln wirst du dieses Ziel nie erreichen. Nahrungsmittel kannst du aber gezielt als Unterstützung einsetzen. Was musst du also genau machen? Wenn du Insulin spritzt, dann empfehle ich dir zuerst einen Risiko-Test zu machen. Dazu klicke hier.
ÜBER DEN AUTOR
Dein Diabetes Mentor
Mein Name ist Patrick und ich bin Diabetiker Typ 2 mit Charakteristika eines Typ 1. Dank ICT Plus ® gelte ich als «optimal» eingestellt. Im Januar 2023 hatte ich einen HbA1c von 5.6 und einen TIR von 93%. Das heisst, ich habe kein signifikant höheres Risiko mehr, an den gefürchteten Folgen der Diabetes zu erkranken als ein Stoffwechselgesunder.
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